Gedichte
Gedichte

 

(vor Haßleben)                                    

Richard Norbert Gommern (2000)
Wenn der Raps blüht...

Wenn auf der Weide Kühe muh'n
     Sich Alte auf der Bank ausruh'n
          Wenn Sonne schrill das Land bescheint
                Sich lustvoll junges Fleisch vereint                                            Wenn alle Welt noch heile ist
                                    Der Liebste seinen Liebsten küßt
                            Wenn alle Hüllen restlos fallen
                     Der Freund und seine Freundin lallen
              Wenn Fische sich im Wasser tummeln
        Die Donner nur in Ferne grummeln             

     Wenn pures Glück das Glück nachzieht 
   Der Staatsmann rosarot nur sieht

   Dann wird es Sommer auf dem Feld
    Und Raps - mein Lieber - der blüht
                                                               ... gelb  
   

                (Auf dem Felde vor
                                   Richard Norbert

                                          Herbst und

 Gandenitz)
Gommern  (2001)
Zwischenzeit   


                        1


                   4

Komm
Geh hinaus
Du willst etwas erleben
Sieh die wolken
Nimm den schirm
Vielleicht fällt gleich regen
( Fühl den wind
Spür seine kraft
Das laub davon zu fegen )

( Die nacht
Die tage, wochen
Ich blieb in ihrem haus
Ich liebte
lachte, weinte
Hier hielt ich´s ewig aus
Der charme
Der sie umwehte
Er war mein sinnesschmaus )

                        2

                        5

Dort auf dem feld
Am horizont
Erkennst du jenes kind?
Lauf hin zu ihm
Bleib stehen dort
Und lausch mit ihm dem wind
( Die drachen spieln
Hoch über ihm
Wie lustig sie doch sind )  

Der junge herbst
In dem ich kam
Ist nur ein schattenspiel
Die frau
Das leben, hochs und tiefs
Nichts davon war zuviel
Ich denk zurück
In klarem geist ---
noch bin ich nicht senil !

                      3

                       6

Geh nun
Verfolge deinen weg
Er führt dich heim zu ihr
Sei zügig
Hurtig, flink, blitzschnell
Tritt ein in jene tür
Wie herzlich
Die umarmung glüht
Dein glück es wohnet hier -

Komm
Alter, geh hinaus !
Gestalte diese gute zeit
Nimm nicht den schirm
Benutz den stock
Die abendsonne steht bereit
( Genieß den wind
Der lustig spielt
Er fegt das alte laub beiseit` )

Richard Norbert Gommern (2002)

Gepetto

 

Fänd´ ich ein lebend Holz

Ich schnitt mir draus ein Weib

 

1-60 groß

Mit Haaren blond

Und edeler Figur

 

Mit einem Po gar wohlgeformt

Und einem Nabel rund

 

Mit Brüsten apfelsinengroß

Und Händen schmeichelzart

 

Mit vollen Wangen köstlich weich

Und einem Kinn so schön

 

Mit klaren Augen türkisblau

Und einer Nase fein

 

Mit einem Mund gar sinnlich schön

Der spricht aber auch schweigt

 

Mit Klugheit und Humor und Charme

Und mich erwählt zum Liebsten

 

Fänd´ ich ein kluges Weib

Mit Geist, Gefühl und Liebe

 

Ich wollt´ nie mehr Gepetto sein

 


Richard Norbert Gommern (2002)
Sandsack 

Du zwiespältiges Stück
Du seelenloser Sack,
Du Flut- und Sorgending -

Hör zu – ich rede mit dir:

Aus der Erinnerung mancher bist du noch bekannt.
Dein zu gedenken, hab` ich aus meinem Kopf verbannt.
Doch heut` in großer Not komme ich zu dir gerannt ! 

Warum nur hat es dich hierher verschlagen?

Erscheinst du mir, kommt Unheil auf uns zu.
Wenn man dich hat, greift Flut uns an im Nu.
Schau ich dich an, sagst du mir nur: Tu !

Könnte ich doch gewiss auf dich verzichten?

Nehme ich dich, gibst du Armeen von dir.
Ich fülle dich mit Kies – so oft – gleich hier.
Bin ich erschöpft, dienst du als Lager mir.

Welches Genie hat dich für uns erfunden?

Der hohe Wall ist durch die Fluten aufgeweicht.
Der braunen Brühe Schwall hat Angstniveau erreicht.
Du Notpatent - komm her ! – jetzt wirst du aufgedeicht.

Wie kann mein Dank dein Heldentum bewahren?

Werde ich dir vielleicht ein Sandsackstandbild bauen?
Soll, wer dich erblickt, deinen Heldentaten schauen?!
Und Spötter, gibt es sie, werde ich selbst verhauen !

Du zwiespältiges Ding,
Du grenzenloser Freund,
Du Glücks- und Hoffnungsstück -

Ich sage Held - zu mir !   

 

Richard Norbert Gommern (2002)
                band

                                                        
über allem wenn ich träume
liegt ein rosa-blaues band
streift von oben durch die bäume
schwebt behutsam durch mein land

die erinn´rung an das schöne
klingt in mir und meiner welt
ich bejahe und verwöhne
das was mich am leben hält

doch erinnern ist wie träumen
durch vergangenheit und schein
die vergangenheit bezäumen
muss man um ein Ich zu sein 

nicht das gestern nur das heute
muss das ziel des jeden werden
kann dann glücklich wie die leute
wandeln zukunftsnah auf erden

fliegt mein rosa-blaues band
in den horizont hinein
lass ich´s gleiten in der hand
und halt´s fest: denn es ist mein
        

Richard Norbert Gommern (2002)
Des Löwen Zahn 

Im Dunkel – blasses Halbmondlicht –
Des Löwen Zahn die Erde bricht,
Die Halt und Nahrung ihm gewährt
Und gute Nachbarn ihm beschert.

Er ist noch klein, schüchtern und schmal –
Sein Nachbar Lattig war es mal;
Der macht sich breit, genießt die Sonne;
Die taube Nessel blüht vor Wonne.

Im Löwenzahn die Säfte schießen,
Die schönen Blätter kräftig sprießen.
Auf seinem Halm die Blüte thront,
Sein Köpfchen ist glanz-gelb bekront.

Die Krone weitet sich im Licht –
Die Sonne träumt – dann jedoch nicht.

Heut` ist das Fest, die Krone schwindet –
Den Pustekopf man dort jetzt findet.
Der Pustekopf, so rund und weiß –
Ein Windhauch schickt ihn auf die Reis`.

Zerstoben, einzeln – doch mit Freude:
Die Pusteschirmchen fliegen heute!
Ein zartes Lüftchen schiebt sie an
Und hebt sie Richtung Himmel dann.

Der Wind wird sanfter, sacht und still –
Das Schirmchen nicht mehr reisen will.
Es ankert hier und gräbt sich ein:
Hier wird sein Lebensplätzchen sein.

Dann eines Nachts – im Mondeslicht
Ein Löwenzahn die Erd` durchbricht...

 

Richard

 Für Ringo

Norbert Gommern

 

(2002)

 

            A - sozial

 

 

Die lebende Welt
zieht sich zusammen
Und beschränkt dich
nun auf dein Heim
Stille und Leere
sind deine Begleiter
 

 

 

 


Nur beschallende Medien
reden mit dir
 

Der Gang in die Stadt
wird zur Mondlandung
Die Fremde, Gesellschaft
bleibt unerreicht
Der Mondmann jedoch
Besitzt dein Antlitz

 

 


Nur du allein weißt,
dass du noch bist 
                             


Die Einsamkeits-Insel
hält dich gefangen
Die Beete der Freundschaft
sind mit Unkraut bestellt
Der Gärtner ist müde,
hat gebrochene Arme

 

 

 

 


Nur du kannst ihn heilen:
weite die Welt
      

Für einen Auslandseinsatzsoldaten 
Richard Norbert Gommern (2002)
Heimkehr 

Himmel – blau und fedrig
Über dem Horizont: ein Punkt
Der – geringes Warten nur –
Als Flieger sich enttarnt

Rollbahn  - glatt und festlich
Aus der Ferne: Flugzeuglärm
Der – die Räder stehen nun –
Nach kurzer Zeit verstummt

Luke – silbern und massiv
Rechts auch links: Militärspalier
Das – zu Säulen erstarrt –
Dem Öffnen Glanz verleiht

Soldaten – gestiefelt und poliert
Gewehr im Anschlag: Salut
Der – Vögel alarmierend –
Im Lärm der Stille klingt

Musik – tragend und hymnisch
Streift die schwere Luft: Moll
Das – alles erdrückend –
Sich an den Asphalt saugt

Ankunft – langsam und leise
Drängt auf mich zu: der Sarg
Der – eichen und ewig –
Den Soldaten gefangen hält

Heimkehr – ersehnt und beweint
Bin ich bei dir: mein Sohn
Der – verlassen und tot –
Mich mit zornigem Schmerz erfüllt        

Für eine Soldatenwitwe
Richard Norbert Gommern (2002)
Frohes Fest

Drinnen ist es festlich
Doch draußen ist es kalt

Bescherung naht
Wer klingelt nun recht bald

Ich erwarte den Sohn
Der aus dem Kriege kommt

Drum reiß ich die Tür auf
Gleich werde ich belohnt

Der Herr Kriegsminister
Steht an meinem Haus,

Reicht mir stumm ein Kreuz
Und nimmt dann Reiß aus

Die Schwere der Gabe
Presst mir mein Herz kaputt

Die Welt meines Lebens
Ist ohne Sohn nur Schutt

-

Drinnen ist es festlich
Doch mir ist bitterkalt        

(Aus: "Der geschlossene Himmel")
Richard Norbert Gommern (2003)         
Kraft der Stille 

Stille durchweht die Stadt
Sie durchschlängelt den kleinen Park
Kriecht einen Berg hinauf
Und streift durch die schmalen Gassen
 
Bereitwillig öffnet man ihr die Tür
Sie wacht in Büros und im Rathaus
Nachdem die unterste Stufe verklungen ist
Und der Schlüssel dem Schloss „adieu“ sagte
 
Dann begibt sie sich in die Läden
Diese warten schon lange auf sie
Sie nimmt ihnen das künstliche Licht
Und der Duft der letzten Verkäuferin huscht die Straße entlang
 
Die Nacht bricht herein
Sie knipst die Laternen an
Hat den schwarzen Himmel im Gepäck
Und bändigt die Wildheit des Windes
 
Ein verzweifeltes lärmendes Aufbäumen:
 
Die Kneipentür kracht
Ein Fahrraddynamo surrt monoton
Leise Schritte schrecken die Bürgersteige auf
Und auf Samtpfoten spielt eine junge Katze mit welkem Laub
 
Dann ist Ruh´
Die Stille hat gesiegt
Erschöpft bedeckt sie die schlummernde Stadt
Und schenkt ihr den ersehnten Frieden 
            

Richard Norbert Gommern (2004)

farbenseele

 

seele

du regenbogenkleid

getupft und gebändert

bist du wie ich

allzeit

 

farben

gar schillernd und leuchtend

oder gläsern und matt

so zeigt ihr euch

außen

 

du grau

für enttäuschung und zweifel

in allen nuancen

ich halte dich

sehr klein

 

du grün

für zuversicht und hoffnung

von kräftig bis zart

verlasse mich

niemals

 

du blau

für offenheit und weite

sei wässrig und tief

geleite mich

stetig

 

du gelb

für bruchlose freundschaft

in rapsigem ton

umfange uns

alle

 

du rot

als farbe der liebe

so schön wie der mohn

begleite mein

leben

 

seele

meine farbenseele

du bist bunt wie ein pfau

ich bin wie du

ewig.

Richard Norbert Gommern (2004)

In Erinnerung an Dich

 

An

einem Donnerstag

verließest du

die Welt

und gingest

ohne Wiederkehr.

 

Sie

legten dich

zur Ruh´

an einem

stillen Platz

um deiner

zu gedenken

und

dir nah zu sein.

 

Den Kindern Zweikommasechs und Eindreiviertel
Richard Norbert Gommern (2004)
Mein Dank 

In südlichen Zeiten
Universen entfernt vom trüben Tag
Gebar sie den Sonnenschein
Und nannte ihn Kinder,
Unsere liebsten Kinder

Für kostbare Stunden
Malten wir Träume endlosen Glücks
In den Himmel hinein
Und erbauten den Kosmos
Uns´ren genialen Kosmos 

Die geborgten Sekunden
verließen sie rasend und voller Qual
im strahlenden „Mai“
Und zerstachen die Zukunft
Unsere zu junge Zukunft
-
In geschwärzten Nächten
War mir der Mond einzig das Licht
im geschwefelten Dunst
Und schenkte mir Leben
(M)ein schwaches Leben

Doch am gefrorenen Morgen
Noch im taumelnden Trübsinn
Glänzt ihr Kinder als Sterne
Und seid für mich Hoffnung
Die große Hoffnung

 

Richard Norbert Gommern (2004) 

Gestrandete
 
Lass mich der Tropfen Wasser sein
Der einen deiner Zehen kalt berührt
Und dich erfrischend spüren lässt

Doch, ich bin, ich lebe

Lass mich die sanfte Welle sein
Die plätschernd den Sand streichelt
Und dich bis zum Knie umspült

Lass mich die Woge sein
Die sich kraftvoll aufbäumt am Strand
Und dich erfasst bis unter´s Kinn

Lass mich zuletzt auch die Flut sein
Die ihre Brandung über dich wirft
Und dich in die Tiefe des Meeres zieht

Damit du es erneut erforschen kannst            

                     Für Dorit aus Potsdam
            Richard Norbert Gommern (2004)
                      Du bist der Fluss 

                      Du bist der Fluss
                      Ich bin das Bett

                      Du bist der Fluss
   Dessen Kinder die sprudelnden Wellen sind
               Die singend dich begleiten
Und deren Bewohner all dein Erlebtes ausmachen

                      Ich bin das Bett
           Das dich führt und das du formst
             Ein Halt der nur durch dich ist
An dessen Ufer seine Anwohner mein Erlebtes sind

               Darum lass uns Biber haben
        Die meine Bäume in dein Reich ziehen
                Sie stapeln und schichten
            Um in dir ein Zuhause zu haben

          Du bist der Fluss der Veränderung
                Der täglich sich gebiert
  Der mich benetzt sich reibt an meinen Stränden
        Und mich fortwährend neu gestaltet

                     Ich bin dein Bett
                    Du bist mein Fluss           

Für Dorit
Richard Norbert Gommern (2004)
Könnt´ ich der Wind sein 

Könnt´ ich der Wind sein

wärmte ich nachts dir       
die seidige Haut als Fön
der den heißen Wüsten flieht

und tags in der Glut
käm´ ich als Seewind daher
in sich die Kühle des Nordmeeres
bergend

             

 

 

 

 

                              

Könnt´ ich der Wind sein

ich streichelte dich
als fröhlicher Luftzug
zärtlich im schönsten Gesicht

und führe dir kitzelnd
als Sommerbriese in die Nase
und über dein kurzes rotes Haar
                

 

 

 

                                                     

Könnt´ ich der Wind sein

so würd´ ich dich tragen
über die bunten Täler weit
auf wilden Böen einem Drachen gleich

und hüllte dich ein
in den Duft frischer Wiesen
um immer bei dir zu sein    

         

Richard Norbert Gommern (2004)
P h a n t a s i e  1 

Die Tür ist geschlossen
Ich stehe bin bereit zu gehen

Langsam drehst du dich in der Mitte des Raumes
Meine Bitte verlässt meine Lippen
Diesem Wunsch folgt dein Tun zögerlich
Deine Kleidung fällt im Tanze
Mit fragendem Blick suchen deine meine Augen
Ein schüchternes Lächeln ziert unsere Gesichter

Nun hältst du inne
Deine Nacktheit leuchtet
So viel Schönheit Grazie Unschuldigkeit

Ich fühle das Herz pochen - in meinem Hals
Deine Röte glüht
Sie verschmilzt mit der Farbe deiner Haare
Lange sehe ich dich an
Gefüllt mit allen Bildern habe ich ein Album von Dir in meinem Kopf
Ich gehe auf dich zu
Mein Kuss auf deinen Mund ist mein Dank
Das Glück tost in mir

Nun bin ich bereit
Ich schließe die geöffnete Tür hinter mir
Doch meine Ohren hoffen auf dein
„Bleib!“

 

(Leipzig)   Für Dorit                                         

Richard Norbert Gommern (2004)
                    KathI

              Das steht sie
         erhoben durch Licht
             in weißem Tüll
     - glänzende Primadonna –
         spitz auf einem Zeh
       mit pochendem Herzen
in Erwartung der rauschenden Musik
    auf ihrer Bühne des Lebens
  und tanzt mit leichten Schritten
      voller Hingabe und Anmut
  zu den flatternden Tönen im Saal
    der Choreographie gehorchend
               um das Stück
       mit ihrem Glanz zu füllen
              bis sie aufhört
               und da steht
              auf ihrem Zeh
       in großer Glückseeligkeit
   mit einem huschenden Lächeln
  um auf d en Ausbruch zu warten
               der donnernd
 Jubel und Beifall über sie schwappt
           und der Vorhang fällt
sie aus dem wunderbaren Traum löst
           damit sie sein kann
                was sie ist
           Kathi, neunzehn

                Tänzerin   

              

 Für Markus zu Boitzenburg
                         Richard Norbert Gommern (2004)                

                         Lass Deine Liebe eine Rose sein

 

                         Lass Deine Liebe eine Rose sein

 

Mit  Wurzeln  stark  und  tief 

                                                                   ( die nie zu rohden sind )

Mit Stängeln dornenreich

                                                             ( die niemand brechen kann )

Mit Blättern immergrün

                                                         ( die auch im Herbst nict fall´n )

Mit Knospen farbenfroh

                                                                ( die niemals je verblüh´n )

 

                       Am singenden Quell Deines Gartens

(vor Warnemünde)
Richard Norbert Gommern (2004)
Idyll 

Es neigt sich der Tag.

Der Horizont küsst die orange-rote Sonne.
Sie taucht ein in die Nacht.
Funkelnde Sterne heften am schwarzen Papier des Himmels.

Die Abendluft schwebt von ihm hernieder.
Sie flimmert entzückt über die glühenden Steine der Straßen.
Laternen heitern sie auf.
Und setzen sie mit gelbem Licht in Szene.

Mit geduckten Wellen liegt das Meer still und friedlich.
Blau-grün liebkost es den Strand.
Lau weht der Wind Salz vom Ufer über die Wiesen.

Das platte Land ziert diese Welt.
Eben und weit ist es unschätzbar schön.

Auf der Terrasse schaukelt der Lehnstuhl.
Rhythmisch wiegt er den Träumer.
Seine Beine baumeln entspannt.

Der zärtliche Wind verfängt sich im offenen Buch.
Er spielt mit den Seiten.
Und singt sein Lied in silbernen Klang.

Ein Pfeifchen glimmt sorglos.
Es verströmt minzigen Duft.
Die grau-blauen Ringe zieh´n zu den Sternen.

Die müden Augen schließen die Lider.
Die Luft dringt tief in den Träumer hinein.
Der Tabak glimmt ein letztes Kräuseln.
Das Buch schläft schon lange im Schoß.


Das Meer ruht sich aus.
Und freut sich auf morgen.
Dann wird es die Sonne frisch gebadet emporheben.            

 

Für einen besten Freund
Editha Schlucht (2004)
entdrei

haben tränen im hirn
in schockkaltem wasser
die seele
dein rücken
ist ein
halber punkt nur
am horizont

mein blick erkannte
nur das falsche
in und an dir
leb ohne mich
besser für uns
doch behüte
mein kind

bitte                                              

 

              Für Annabell zum Tag der Geburt

                         Editha Schlucht (2004)
                             Dezemberkind

Ich empfing dich durch ihn in meinem Schoß
und wusste sofort du wirst kommen
um unser Glück perfekt zu machen

                          Ich lachte und sang zu dir
           und Papa sprach mit dir - Kind in meinem Bauch

           Ich spürte deine zärtlichen Bewegungen deutlicher
                                    Tag für Tag
        und sah zu wie du wuchsest meinen Bauch wölbtest
                                  mehr und mehr

              So gebar ich dich säugte dich das erste Mal
       und spürte deine Wärme auf meiner verschwitzten Haut

                                           Ich streichelte dir die kleinen Hände
             und sah in deinen schwarzen Augen unser perfektes Glück
                                                               Annabell - mein Kind 

In Angedenk Natalies
                 Editha Schlucht (2005)
            Gedicht von der neuen Seele 

               In einer kalten Januarnacht
                      Habe ich mich
                    Schlangen gleich
                Heftig um dich gewunden 

                   Die Hitze der Liebe
                   Füllt unsere Leiber
            Und der Schweiß der Begierden
                 Tropft aus den Poren

                     Dann tritt sie ein
                In das Reich unsrer Liebe
                 Sieht uns zu beim Spiel
            Der Augen der Hände der Lust

            Für einen Bruchteil des Lebens
              Ist unsre Innigkeit unteilbar

                    Das ist ihr Zeichen
 
           In der Schmelze aus dir und mir
                      Nimmt sie Anlauf
                    Schaut uns kurz an
               Bereit in mich einzudringen

                 Sie berührt mich sanft
                       Sie zeigt mir
                     Dass sie da ist
             und ich fiebere ihr entgegen

             Durch die heißen Öffnungen
                     Entert sie mich
                   Sie findet ihr Heim
       In meinem Schoß in meinem Herzen:

             Nun bist du ein Teil von mir
    Denn wir wurden vereint durch die Liebe                      

 

 

(Auf Giebichenstein)

Richard Norbert Gommern (2005)

                      

Ährenblick

So lag ich noch nie auf bruchfrischem Stroh,
ließ mich nicht pieken von den Grannen der Ähren
und roch nicht die Sanftfeuchte der Erde,
war ihr noch nicht so nah, um mich an sie zu schmiegen,
von dort den Himmel zu sehn, der mit den Wolken spielt.

Wer dort schon war und lag,
hat vor mir neue Sichten.

(Hohenbodman)
Richard Norbert Gommern (2005) 
Morgenstimmung in den Burghöfen

Wie licht
-graue
Zuckerwatte
hängt
in Fetzen
morgendlicher Wolkentüll
zwischen den
Bergen

Versteckt die
steilen
Felsenwände
und hüllt
die grünen
Gipfel in
Unsichtbarkeit
zu
einem
fernen Ahnen

Schickt
talwärts
feuchten Dunst
und
benetzt
Baum und Strauch
Halm
und
Korn

Öffnet sich
gelegentlich
reißt
dann plötzlich
auf
macht Platz
minimiert
sich
und lässt durch
die Sonne
den Tag lang
erstrahlen   
      

(Melzow) Für Ina
     Richard Norbert Gommern (2005)
                   Sommer-Herbst 

Gestern noch war es so wunderbar heiß
     So schattenlos wie nur die sonne es mag
          Ein wölkchen glänzte durchschimmernd weiß
               Doch es war schon september nie julitag

Lautlos kroch feuchte die hügel hinab
     Sie wob sich ein in die luft am abend
          Und zog melancholisch die wiesen entlang
               Ihr waberndes grau war für das grün labend

Die dämmerung kam mit grummeln und zischen
     In die stille warf wind sich mit wilder macht
          Er stob blatt für blatt aus den kronen hernieder
               Sang sein lied des herbstes bis in die nacht

Nun stürmten armeen von wolken ins land
     Als rasende burgen warfen sie blitze
          Tosen und donner folgten ihnen wie hall
               Gnädiges nass fiel gegen die hitze

                                         X

Auch am morgen darauf ist weiter september
     Nie war gestern ein vierzigster august
          Der junge tag murmelt leise: remember
               Der sommer schmeckt nach - ganz unbewusst


 

Für Karola

Richard Norbert Gommern (2005)

 

 

Am Tor

 

 

Da
Steh´ich nun
Am off´nen Tor
Die Hände
Tief vergraben
In meiner
Offenen Jacke

Ich
Halte inne
Stehe wie eingepflanzt
Voller Gewissensbisse
In zu großen
Viel zu fremden Schuh´n
Einfach da

Vor mir
Liegt die kalte
Glitzerweiße Welt
Mit den Wegen
Die
Mein Leben
Ändern könnten

 

 

Und hinter mir
Wartet
Mein Heim
Mit Wärme
Und
Den selbst gewählten Regeln
Auf mich

Ja
Ich habe
Die Möglichkeit der Wahl
Mich umzudreh´n
Und Wärme aufzutanken

Oder den
Ersten Schritt zu tun
Die Welt
Die ungewisse
Zu erobern
Kurze oder weite Wege
Zu geh´n

Doch entscheiden
Muss ich
Nur ich
Entscheiden für mich          

 

Editha Schlucht (2005)
Wer schuld ist

Wer ist schon schuld
Wenn etwas zerbricht?

Der Moment,
Die Stimmung,
Die Leere
Und
Der Entschluss zu gehen
Sind schuld.

Nur wir selber nicht.

 

Editha

     Für Heike aus T.
Schlucht (2005)

 

 

      Wieder einmal

 

Ich weiß um sie
Und du
Bist wieder bei ihr
Du empfängst       
Ihre Wärme
Und ihr Beischlaf
Ist dein Genuss 

              

 

Jedes Mal
Wenn du fortgehst
Zieht sie dich
Mehr
In ihren Bann
Sie umgarnt dich
Mit Schönheit
Und erlöst dich
In ihrem Schoß               

 

Alles was du tust
Mit ihr
Ist ihr Wille und Streben
Jeder Stoß
Hinein in sie
Ist ein Schwerthieb
Für mich

 

Du durchbohrst
Mich
Mit Untat
Brichst du mir
Die Psyche
Du zerstörst
Meine Liebe
Zu dir
Und zerteilst
Unsere
Gemeinsamen Pfade

 

 

Jeder Fremdschlaf
Der dich erquickt
Verbrennt
Meinen und deinen
Weg




 

(Uckermark)                 
Editha Schlucht (2005)
Monolog einer Kwitwe

Groß ist die Liebe
Noch größer der Schmerz
Gar unbeschreiblich dein Fehlen

So klein ist dein Sarg
Oh Kind voller Gaben
Du meine Freude, mein Glück

Unendlich fließen Tränen
Leer starrt mein Blick
Gitter der Trauer am Herzen                          

Schwarzgrau dunkelt Tag
Sturmkalt zerren Winde
Sinnlos war, ist all Hoffen und Tun

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© M.Becherer