Gedichte
Gedichte

 

(Templin)

Richard Norbert Gommern (2011)

Auf dem Fußweg rollt ein Wagen

 

Auf dem Fußweg rollt ein Wagen

quirlig Kindchen sind darin

ihre „Tante“ schiebt ihn fröhlich

auf, zum bunten Stadtfest hin

 

Hört das Babbeln und das Lachen

heller Klang erfüllt die Stadt

eine Zukunft kann nur haben

wer stets kleine Kinder hat

 

Richard Norbert Gommern (2011)

Beim Lesen eines guten Buches

 

im palmenschatten saß ich

ich las

vor mir im sande der gehstock

die augen gebannt

 

auf die verse und zeilen

und es stieg

leben in mir auf

wie ewig nicht gekannt

 

auf´s knie

die brille legte ich

 

die fernen blicke ließ ich schweifen

genoss die stille – abendtag –

und konnt´

der welten fried´ begreifen

(Oberbayern)

Richard Norbert Gommern (2011)

Wetter, bayrisch

 

Von allen Wettern dieser Welt

habe ich ein´s erhalten.

Bei Urlaubswetter – und mit Zelt

besuche ich die Alpen.

 

Das Heer von Wolken grummelt: Bass!

getüncht in grau gegrüntem Weiß.

Sie wässern Berg und Kühe nass.

Die prallen Tropfen singen leis´.

 

Ich singe nicht! Ich schwutt´re nur;

Ich meck´re laut und fluche.

Das! ist mein Urlaubswetter pur.

Ich such´ mir eine Buche.

 

Du Blätterwerk, oh Lieblingsbaum!

Hier steh´ ich trocknen Schopfes! –

Der Wind vom See bläst schwach bis kaum,

in meine Nacken tropft es.

 

Reiß´ mir die Kleider schon vom Leibe,

ich will zum Zelt hinspringen.

Am Eingang meiner nassen Bleibe

drei Polizisten „singen“.

 

Sie knebeln und sie fesseln mich,

sperr´n mich in ihre Zelle.

„Nacktwandrer dulden wir hier nicht!“

Der Himmel schmunzelt helle.

 

„Du sch…önes Urlaubswetter. Buh!

Ich Knasti bin dein Werk.“ –

Im Sonnenschein blökt eine Kuh,

durch´s Fenster grüßt der Berg.

 

Von allen Wettern dieser Welt

habe ich ein´s erhalten.

Bei Urlaubswetter, ohne Zelt

besuche ich? die Alpen.

 

(Harz)

Richard Norbert Gommern (2011)

winterfest

 

abend: wenn manch´ winde weh´n

durch des waldes licht´s geäst

wandert einer durch die welt

wichtig für das winterfest

 

in der stub´ die gaben liegen

unterm baum schmuckvoll gehüllt

harren auf des gebers hände

der mit liebe sie gefüllt

 

in der räume dämmerscheine

wachsen treu´ und herzlichkeit

strahlt das glück der festfamilien

über´n horizont ganz weit

 

durch die scheiben schaut zufrieden

jener mann mit scharfem blick

wandert hernach durch die auen

kehrt beseelt nach haus´ zurück

(Berlin)

Editha Schlucht (2012)

S- Bahn- Kind

 

In einem Kinderwagen da sitzt ein waches Kind

Es schnullt an seinem Nuckel, wie Kinder nun mal sind

 

Daneben sitzt die Mutti und streichelt seinen Schopf

Das Kind schließt müd´ die Augen, im Kissen ruht sein Kopf

 

Im Zug sind viele Leute, ein Jeder denkt an sich

Sie schweigen, lesen, plaudern; das Kindlein stört es nicht

 

Sein Nuckel zuckt im Munde, das Näschen kräuselt sich

Es keimt in mir der Wunsch auf, das Kind dort wär´ gern ich

 

(Berlin)

Editha Schlucht (2012)

An einem Dienstag

 

Als wir uns nährten und unsere Körper noch immer leicht glühten von der Innigkeit davor, lagen unsere Bücher weit offen und unsere Münder gaben jene Worte preis.

In einem Moment der Traurigkeit über dich selbst in der Vergangenheit wandtest du den Kopf nur halb mir zu und sprachst mit fast erstickender Stimme:

 

„Was bin ich nur?“

 

Da ich dich kannte, Schatz, Lieber, aus deinen Worten, sagte ich zu dir etwas zögerlich:

„Du bist das Wesen aus deiner Mutter und dem deines Erzeugers.

Du bist noch immer die Seele aus Kindertagen, die mit Schmerz erzogen war.

Du bist der Mensch, der sich befreit hat von Allem, was dich bedrängt hat.

Du hast dich selbst erschaffen.

Du hast dir eine eigene Heimat gebaut.

Du hast dich bereichert um DEIN Leben.“

 

Als mein Mund schwieg, wagten es unsere Augen, tief in uns hinein zu schauen.

 

Du sagtest:

„Das hast du schön gesagt, denn es ist wahr.“

 

Unserer Körper glühten noch immer und wir umschlangen einander und unsere Münder fanden sich lange, lange – und Stille ward – und Zufriedenheit in uns.

 

Editha Schlucht (2012)

Die Zukunft ruft.

 

Na wenn schon: Weg sind ein´ge Jahr,

so steckt doch Leben in der Zeit.

Die Sommer strahlten wunderbar,

niemals war der Winter weit.

 

Bald fängt ein neues, schönes an.

Was, fragst du, wird es bringen?

Viel Herzenslicht und Wärme dann;

den hellen Chor beim Singen.

 

Schöpf! neuen Mut und Zuversicht,

auf Nacht folgen die Tage.

Die Freude - groß - erlangt Gewicht.

Die Zukunft ruft.

 

Drum wage.

 

Richard Norbert Gommern (2012)

La Strada in´s We Eh

 

Zur Rechten keilt ein Stamm auf Stumpf.

Waldblumen schimmern „Schnee“ in´s Grün,

Vereinzelt dürre Büsche blüh´n.

Zur Linken wächst ein Sumpf.

 

Da vorn wird Stangenholz gekutscht.

Der Winter sich vom Frühling scheidet,

Das Spätblau nun die Wolken meidet –

Ein Kalb genüsslich Zitze lutscht.

 

Geschlängelt teilt Asphalt den Acker

Hügli und Tälchen zieh´n entlang

- Im Dorf drei Alte auf der Bank -

Mein Frohgemut erhält sich wacker.

 

Die Woche schrumpft gen Weekend hin.

Im Radio spielt man Trall lall lah

Und alle Vögel sind schon da! -

Ein holdes Weib schlüpft in den Sinn.

 

Nicht Sumpf, nicht Kalb, noch die Allee:

Das Leben hat mich wieder.

Die Nachbarin trägt Mieder!! -

La Strada schließt, begonnen hat´s We Eh.

 

Richard Norbert Gommern (2012)

schutt?land

 

  an den gleisen meiner reise

liegt im winter-lenz das land

des zuges räder zischeln leise

und sein ziel ist wohl bekannt

                                                                                            

rechts und links sind jännerfelder

sieh, die äcker stehn schon grün !

all mein streben führt mich selber

hin zur schönen nach berlin

 

an so manchem damme liegen

berge aufgetürmt aus schutt

kaptain „future“ mag nicht fliegen …

ist die welt denn so kaputt ?

 

ausgebrannte häuser zieren

ein´ge orte dicht der bahn

wer soll dort sein leben führen ?

wer nicht flieht nur bleiben kann

 

die ganz klügsten lang schon weilen

  in den fernen jahr ums jahr

schau´n aus selbstgestreckten meilen

         auf die kindesheimat gar

 

bleiben schutt und alte leute

in den katen müd´ zurück ?

zeugt das graue licht von heute

nicht einmal von kleinem glück ?

*

    o du herz, betracht´ nicht flüchtig

  dein gebrandenburgtes land !

wird die freud´ erst offensichtlich

 ist persönlich sie bekannt

 

 

Richard Norbert Gommern (2012)

Sie      Du       Ich

 

SIE

Stets aufs Neue wühlen Menschen wüst in ihrem Kopf herum,

bauen protzende Gedanken, die nicht klug sind, sondern dumm.

 

Mit gespornten Nagelstiefeln malmt ihr Fuß die gute Welt.

Gierig - ja - und gottentschlossen sieht ihr Aug´ nur: Geld, Geld, Geld!

 

Gottesgleich? werken die Hände fürs Gestalten jeden Tag;

nicht ein Stein darf je dort liegen, wo sein Platz auf Ewig lag…

 

DU

Mensch du – Menschheit aller Menschen – kappe nicht der Erden Band.

Lass´ die Axt ruh´n, kehr dich wider diesem sagenhaften Land.

 

Diesem Reich, dem du entsprungen, welches dein ist und auch allen,

welches Zeit dir schenkt und Leben hier in götterlichen Hallen.

 

Welche Müh´n werden dich lohnen? Macht dein Graun zum Helden dich?

Die Gewalten, die du ausschickst, wüten heut´ schon fürchterlich.

 

Doch nicht sie, die Mutter aller, soll zerschunden künftig sein,

nur dein Rasen auch dein Wüten wird zerstieben und sei klein.

 

Nicht der Protz, jedoch das Kinde nennt den klug´ Gedanken: meins;

legt sich in den Schoß der Erde und begreift: „Für immer eins.“

 

„Menschenskind, öffne die Kerker, die der Protz versiegelt hat

und befrei´ uraltes Wissen; es beschenkt uns zwei mit Rat.“

 

ICH

Achte mich und diese Erde; bin mein freund in diesem rund,

bann´ die Gier aus allen Sinnen, heil´ die Welt und werd´ gesund!

 

Richard Norbert Gommern (2012)

Mauerblümchen (Blues)

 

I.

Ein Mauerblümchen an der Blümchenmauer

war auf die Welt und sich ganz sauer

im Schattengrau des Lichtes Schein.

 

Muss ich denn hier verankert sein?

 

Egal wie es die Wurzeln reckte,

wie es sich auch vom Boden streckte,

es brachte nichts als Raserei.

 

Ein Sonnenstrahl kam nie vorbei!

 

II.

Doch eines Tages nach dem Regen

hob es das Köpfen recht verwegen

         und schob ein Blütenblättchenohr

 

über den Sims der Mauer vor.

 

Mit ganzem Kopf über der Wand

machte es sich der Welt bekannt;

es sah der Sonne ins Gesicht!

 

Die Sonne grüßte es mit Licht.

 

Dem Blümchen wurde schnell sehr heiß,

aus allen Poren floss nun Schweiß;

am Kopfe klebte Sonnenbrand.

 

Wär´ ich nur hinter dieser Wand!!

 

Die Sonne schien gar satt und satter,

das Blümchen wurde matt und matter,

es brach entzwei der Blume Stiel,

 

die Blüte dumpf zu Boden fiel.

 

Das Blümchen an der Blümchenmauer

war auf die Welt noch immer sauer.

Wie kann die Sonne nur so brüten

 

Und mich als Pflanze so entblüten!

 

Danach grub es die Wurzeln tiefer,

es legte seinen Halm noch schiefer.

Im Schattengrau des Lichtes Schein:

 

Nur hier will ich lebendig sein.

 

 

Richard Norbert Gommern (2012)

Karussell

 

Lebens Weg

        Liebes Rausch

Kinder Lachen

        Familien Glück

                Strebens Reich

                        Alters Abend

                __              Seelen Ruh

Lebens Rausch

        Liebes Lachen

                Kinder Glück

                        Familien Reich

                               Strebens Abend

Lebens Lachen,                      Alters Ruh

        Liebes Glück,                                Seelen Weg

                Kinder Reich

                        Familien Abend

                               Strebens Ruh

Lebens Glück,                               Alters Weg

        Liebes Reich,                         Seelen Rausch

                Kinder Abend

                        Familien Ruh

                               Strebens Weg

Lebens Reich,                               Alters Rausch

        Liebes Abend,                         Seelen Lachen

                Kinder Ruh

                        Familien Weg

                               Strebens Rausch

Lebens Abend,                        Alters Lachen

        Liebes Ruh,                          Seelen Glück

                Kinder Weg

                        Familien Rausch

                               Strebens Lachen

Lebens Ruh,                         Alters Glück

        Liebes Weg,                          Seelen Reich

                Kinder Rausch

                        Familien Lachen

                                Strebens Glück

Alters Reich

__              Seelen Abend

Lebens Weg                         

        Liebes Rausch                     

                Kinder Lachen

                        Familien Glück

                               Strebens Reich

                                       Alters Abend

                                               Seelen Ruh

 

 

Für Katharina

Richard Norbert Gommern (2012)

Hinter deinen Falten

 

Seh´ ich dich an mit deinen Falten

so blick´ ich hinter deine Haut

dann kann ich rückwärts innehalten

du bist als Mädchen mir vertraut.

 

Dir sind die Falten längst entschwunden

aus kurzem wurde langes Haar

du hast dich selbst in dir gefunden

dein Lachen klingt so wunderbar.

 

Du bist das Liebste, Mädchen mein,

seit Jahren schon und immer dar

für dich will ich der Jüngling sein

selbst faltig und steinalt sogar.

 

Richard Norbert Gommern (2012)

nach gelöschtem licht

 

…am tage spät die stunden flieh´n,

die müdigkeit dem aug´ entrinnt

das kerzenlicht vergilbt…

 

…die ohren sich die stille haschen

und vor den augen lider ruh´n

so lieg´ ich dar nieder…

 

…mit hellem klang mein herze singt

in den höchsten adlerlüften

träume ich mich zu dir…

 

(Berlin)

Richard Norbert Gommern (2012)

Täglich

(zu singen)

 

Verleite mich dazu, dich neu zu lieben

Beschenke mich mit Glück, es stets zu tun

Erinn´re mich an Sommer prallen Lichtes

Beflüg´le mich, niemals für dich zu ruh´n

 

Gewähre mir den Segen, dich zu haben

Entfache mein Begehren Tag um Tag

Verwurz´le mich in deinem Garten Eden

So schenk´ ich mich, weil ich dich so sehr mag

 

Für Kathrin F.

Editha Schlucht (2012)

Aller Platz in meinem Herzen

 

Aller Platz in meinem Herzen

Ist angefüllt mit größter Lieb

Ja, mein Glück säße bei Kerzen

Wenn ich´s wagte und ihm schrieb

 

Doch so ist mein Welcher- Jener

Mir als Freundes Freund vertraut

So bleibt fern mein wirklich Schöner

Ach, es fröstelt mir die Haut

 

Wenn ich sehe, wie er lächelt

In das Antlitz seiner Frau

Wenn er Liebe ihr zufächelt

Dann ist mein Moment ganz grau

 

Dennoch teil ich meine Wohnung

Mit dem Mann, der zu mir steht

Seine Lieb ist mir Belohnung

Auch wenn´s so nicht weitergeht

 

Meine Buhlschaft über Meilen

Pfleg´ ich auch, so oft ich kann

Er zerstreut mein Leid zuweilen

Ist für´s Bett der richt´ge Mann

 

Gott sei Dank lebt er in Ferne

Und erwartet nichts von mir? -

Er hätt´ mich für´s Leben gerne

Ist (wenn ich´s brauch) tief in mir

 

All mein Bluten tief im Herzen

Hängt gar wohl nicht an den zwei´n

Unter Tränen hab ich Schmerzen

Wär´ - ja wär´! der erste mein

 

Dann würd´ ich die Lieder singen

Die ich schrieb für ihn allein

Teilt´ mein Sein in allen Dingen

Nun mit ihm und seinem Sein

 

Könnte Mut mich bloß erfassen

Wagt´ die Zunge diesen Satz

Wirst du sie für mich verlassen?

Komm zu mir, du bist mein Schatz

 

 

Editha Schlucht (2012)

Berliner Minuten

 

Im „Friedrichs Hundertsechs“ begrüßten mich die Spatzen.

Sie hockten auf der Mauer Sims und zogen `bübsche Fratzen.

 

Sie tippelten und flogen kurz von einem Tisch zum andern.

Ich saß beim Pils beseelt und ruhig, besah sie mir beim Wandern.

 

Die Sonn´ beschien mir nicht den Pelz, nur auf das Schirmgedache.

Zur Eil´ mich müh´n, die Glut zu spür´n, das war nicht meine Sache.

 

Die Schiffe fuhr´n mit Leut´ randvoll mir rechtsseits auf der Spree.

Ein knapper Luftzug kam vorbei. Hallo! Ob ich doch weitergeh´?

 

Nee, dachte ich mir alsbald dann. So bleib und trink dein Bier.

Das aller schönste Fleckchen Stadt ist hier. Ist hier? Ist hier!

(Berlin, Georgenstraße)

Richard Norbert Gommern (2012)

Dar Himmel öbbern Jarbentisch

 

Dar Himmel öbbern Jarbentisch

mokt ut sien blö een rot.

Im Ofen da datt feu er lischt

Ut Teig mokt Hitze Brodt.

 

Et schenkt de Erd met groter Hand

dem Buern maßlos een.

Dar Pingkel in sien Stadtjewandt

jifft defür hem zig Talerken.                             

 

Dö fienen Lüt met Schuh ut Pork

un Nickel- Brilln- Intellenz,

dö saufen Wien fresch upjekorkt

un fahrn zur Schau nen Benz.

 

Wenn dö dö Äcker gräben täten,

wohin sollt datt denn föhrn?

Dö wörden planten nur dö Nöten!

Keen Halm, nich Korn tät sich da röhrn.

 

De Garbe und det Fleesch im Stall

sin Lohn für Buers Möhsam

Dar Städtler met sien Redeschwall:

Ohn Jeld frät hem nur Schietkram.

 

Mokt och dar Börcher de Kultur,

wägt: Büers ham bloß Macken!

Watt wör hem ohne Büers nur?

Nur Hunger an nem Haken…

 

(Zeite Heimat)

Editha Schlucht (2012)

Winterwendenheilandzeit

 

Wenn vor Nacht am Firmamente

all der Englein Stimmen klingen

künden von des Gottes Tat

auf der Welt in allen Dingen

 

Wenn am Abend heil´ger Nächte

zur Winterzeit die Stern´ dich grüßten

nimm dein Herz in deine Hände

verschenk´ es gern an all die Liebsten

 

denn an diesem Wunder- Abend

öffnen sich die meisten Herzen

und die Augen schau´n entrückt

in das Licht wärmender Kerzen

 

Aus der Kirch´ zum Firmamente

hell der Menschen Lieder klingen

künden sie von Gottes Tat -

Friede ist – was für ein Singen!

 

Im Gedanken an Uwe

Richard Norbert Gommern (2012)

Ein Stein

 

Den weit gereisten Stein bring´ ich

und leg´ ihn dir auf´s Grab

Er soll Ermahnung sein für mich -

die größte, die ich hab´.

(Angermünde)

Richard Norbert Gommern (2012)

Frühstück auf „3a“

 

Auf 3a zur Frühstückszeit

gibt es keine Reden

alle Geister sind verschneit

Stummheit erfasst jeden

 

Kauen, Trinken, Sitzen still

sieht man in der Runde

alle Psychos ohne Will

lernen Mutloskunde

 

Editha Schlucht (2013)

Zwillinge

 

Das Glück kam gleich im Doppelpack,

wir gratulieren sehr.

Da muss bestimmt ein großer Sack

mit Babywindeln her.

Seid ihr am Anfang auch gestresst

und müde obendrein,

so stellt sich nun zu jedem Fest

die Freude doppelt ein.

Für Elena H.

Editha Schlucht (2013)

Abschiedslied

 

Sa:g mi:r, sag mi:r, wie ge:ht´s mit uns wei: ter?

Sa:g mi:r, sag mi:r, willst du mich verste:h´n?

Sa:g mi:r, sag mi:r, bleibst du mein Beglei::  ter?

Sa:g mi:r, sag mi:r, wirst du zu mir ste:h´n?

 

Wenn du diesen Ort verlässt, um Neu: es: zu: erle: ben:,

Wenn du in die Fer: ne: zie: hst, denk:st du: dann an mich:?

Wenn du Glück im Her: zen: spür:st, das die: See:le wei:tet:,

Wenn du Freu: dentränen lachst:, denk:st du: dann an mich:?

 

Sa:g mi:r, sa:g mi:r, bist du mein Beglei: ter?

Sa:g mi:r, sa:g mi:r, kannst du mich verste:h´n?

Sa:g mi:r, sa:g mi:r, wie ge:ht´s mit uns wei:: ter?

Sa:g mi:r, sa:g mi:r, wer: den wir: uns: se:h´n?

 

Wenn aus Neu:em Altes wird:, dort: in frem:der Fer:ne:,

Wenn mein Her:z vor Sehnsucht glü:ht, werd: ich bei di:r sein::!

 

Glau:b mi:r, glau:b mi:r, ja:, du bist all mein Seh:: nen:

Glau:b mir, glau:b mi:r, ich werd: zu:: dir ste::h´n.

 

Wenn wir zwei zusammen sind:, unser: Glück genie: ßen:,

dann: ist: die: Welt: perfe::kt.

 

Richard Norbert Gommern (2013)

so also riecht der märz

 

von eis befreit liegt dar die see

viel zwitschern dringt tief ein in´s ohr

das grün in rest (ergrautem) schnee

lugt wieder freundlich aus ihm vor

 

in bälde schon der ostermarsch

durch alle deutschen lande zieht

er singt von fried und frei- sein uns

sein immergrünes altes lied

 

der letzte tag des febb ist heut

gar warm und sonnig ist das los

es pflanzt ein lächeln in die leut´,

weitet die seelen auf und groß

 

so also riecht der frische märz,

der uns die welt so lieblich macht,

der reich beschenkt das winter- herz,

so dass es wieder fröhlich lacht

 

(Prenzlau)

Richard Norbert Gommern (2013)

Turm auf Turm

 

Turm auf Turm

So stapeln sich die Wolken

Der Sonne Antlitz ist wie Eis gefror´n

Der Maiwind – Winter noch

Peitscht durch graue Straßen

Ich frag´ dich, Leben,

Ist aus mir g´wor´n

In mir … und um mich

Ist das Meer aus Wüste

   Ich ruhe nicht

      Ich bin wie Herbstessturm

Die ganze Welt

Sie flieht vor diesem Wesen

Für dich und all die andern

   Da ist mein Selbst

      Mein ich total verlor´n

 

Ach hätt´ ich Kraft

Und viel der Arme lang

O hätte ich nur Mut

Die Sonne zu berühr´n

Dann wäre ich in einem langen Leben

   Für immer wäre ich

      Für diese, große Welt gebor´n

 

Oostfried Haase (2014)

Schriftlicher Antrag auf Kopulation

 

Ich wär´ soo gern dein Schneckerich

Für dich, du meine Schnecke.

Ich will soo gern beschnecken dich

Bei mir unter der Decke.

 

Felicitasz Glükk (2014)

 

Einander Niemals

 

 

Einander verstehen

niemals aus dem Weg gehen

Einander beschnattern

niemals vergattern

Einander sich gut sein

niemals in Wut sein

Einander vertrauen

niemals verhauen

Einander verzücken

niemals erdrücken

Einander beherzen

niemals beschmerzen

Einander bescherzen

niemals verscherzen

Einander begehren

niemals abwehren

Einander lehren

niemals belehren

Einander erliegen

niemals bekriegen

Einander begreifen

niemals verschleißen

 

 

Einander bedeihen

 

 

Einander verzeihen

 

(Berlin, Friedrichstraße)

Richard Norbert Gommern (2014)

Ende

 

am s- bahnsteig so standen wir in stille

gar zwischen uns war nicht viel platz

und dicht gedrängt war das gedränge

 

du gingst mit mir? hindurch die leut´

besahst beliebiges im händie

und zweitest uns damit auf einem schlag

 

die menschenmassen hüllten uns

doch unsichtbar ward ich für dich

und du löstest uns ganz - ohne worte

 

mein auf wiederseh´n war eine farce

genau das wussten du und ich

und rangen die bedeutung nieder

 

nie war ich einsamer als dort

am steig gezwängt in massen

und will NIE MEHR so einsam sein

 

 

 

Richard Norbert Gommern (2014)

ver * sprochen

 

versprechung                                    

 

in grüner au die vögel singen

dein lieber blick verzaubert mich

mir ist, als wenn doch engel klingen

für alles hier und mich und dich

 

es fällt aus licht ein regen nieder

wir flüstern uns einander „ja“

und raunen eins der schönsten lieder:

„für immer bin ich für dich da“

 

Gewöhnung   

 

Schon bald drängt sich Gewohnheit auf,

Entwicklung hält nicht Schritt,

das Leben tänzelt krumm den Lauf,

kein Partner will noch mit.

 

Was ist das Raunen von einst wert?

Was dieses „immer du“?

Die neue Lieb´ ist schnell verehrt…

Sie hält? Haha, hahu!!

 

VERZWEIFLUNG     

 

ZU OFT IN AU DIE VÖGEL SANGEN

VERSPRECHEN WAREN LEICHT

DIE GROSZEN TRÄUME SIND VERGANGEN

FÜRS GLÜCK HATS NICHT GEREICHT

 

hoffnung         --                                             --

                 --                     --

                             --

 

( ich stapf hin-ab den harschschneehang

ein knitterweib dort wartet

ihr macht der knittermann nicht bang >

zu zweit mein winter startet )

 

(Uckermark)

Richard Norbert Gommern (2014)

Gnatterleins Besucherlied

 

Aus der grauen Winter- Ferne

will ich flugs steh´n vor der Tür.

Darum reise ich so gerne,

bin bei dir und dir und dir!

*

Im Gepäck, da hab´ ich Gaben,

die sich alle sehr leicht tragen…

**

Zaubre daraus ich Herzensglut,

viel Freude und Glucks- Lachen,

so fasst ein Jeder frischen Mut

für Sachen, die WIR machen.

***

Die Börse mit dem guten Geld,

sie bleibt für heut´ verschlossen!

Ich schenke, was weit noch mehr zählt:

Gemeinsamkeit. Versprochen!!

 

 

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