Gedichte
Gedichte

Richard Norbert Gommern (2016)

melancholie

 

der mond steht wie [ heesters auf die bühne ] geklebt am mit sternen bestickten himmel: wie fest getackert regunglos. schattenhaar fällt lautlos von rechts ihm über´s ohr, und er blickt auf das orange der laterne dicht am heckensaum der kleinen, mit phantasielosem industriepflaster versiegelten straße. menschen sind schon seltsam in ihrem tun, um die natur zu schützen…

 

der fernseher wirft in stimmigen farben bildermelancholie in den kleinen raum mit den zwei mittelgroßen, gardinenlosen fenstern. „my blueberry nights“ ist einfach wunderbar berührend. jude law sinnt philosophisch, und norah jones rennt vor dem großen glück davon, nur : um gereift : doch noch die liebe zu seh´n, in dem, der so sehr auf sie wartet.

 

der pulsar - dem monde gegenüber - blinkt um die wette mit dem licht des jets, der von nord kommend nach südsüdwest über die kleinstadt düst. (ein flecken erde, der dort oben nichts bedeutet.) der wind frischt auf, und kühle ist das zweite kind des herbstes, welches die bräunende, wärmende hitze dieses sommers jäh begräbt.

 

die beiden des films werden glücklich sein. was für eine hoffnung dieser tag so in sich birgt. unerwartet, schön.

Richard Norbert Gommern (2016)

Herbstregen am Fuß des Harzes

 

Das Wehen erfasst alles, und ein Flöten schwingt sich auf, Dirigent zu sein für die kleinen Tropfen, denen die großen, dicken schon dicht folgen. Diese entstürmen den Wolkendecken und prasseln, wummern und krachen, sind ungebändigt und enthemmt. Sie spielen eine kühle Sinfonie in frühen Abendstunden.

 

Doch nach dem berstenden tutti in concerto grosso, wenn sie aufgehört haben zu fallen und das tintendicke Grau am Himmel zu erleichtern, wenn sich nur noch die wirklich letzten Tropfen von den satten Bäumen lösen im Abgesang überwältigenden Rauschens --- dann hört man sie ihr Solo spielen, in Tönen, die man nicht erwartet hat auf Hang und Bach und Wald und Tier und Dach.

 

Richard Norbert Gommern (2016)

Was der Feldstein denkt

 

Durch der Maschine Kraft und der Pflugschar Werk empörte ich - der Granit als Feldstein- mich bis hin an das Licht des Tages und der Nacht. Geborsten, weg vom Fels begrub ich Splitter und Krume wieder und wieder - stets und stieg steil hinauf. Hier liege ich: du, Welt, nun schwer, wie neu als Krustenperle auf dem frischen, feuchten, dunkelbraunen und tiefgerillten Herbstesacker. Der Wind streichelt meine scharfen Kanten und schmiegt sich entlang an der leicht gewölbten schmirgelglatten Fläche, die schon aus der Ferne so manches Auge lockt. Und Regen - einen Rest von Sommer bergend - klopft an meinen Körper an. Er verleiht dort Glanz, so wie es nur sehr reichlich Wasser zaubern kann. Alsbald erhalte ich Besuch durch kleine Tiere und bilde so manchem Wurm, so mancher Made ein Dach - und Schutz für eine nur endliche Weile. Denn Gewissheit streut die Zeit über mich aus: Egal wie ich mich würde wehren wollen, als Krümel finde ich mein Ende!

 

Zermalen, im Verein mit Gleichen bin ICH dann Teil der Krume und werde Boden sein für Pflanzen schön - und wild, so träume ich und hege einen letzten Glimmer Hoffnung.

 

 

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© M.Becherer